Die junge Leichtathletin Sandrina Sprengel ist in der deutschen Nachwuchsspitze angekommen. Die Grosselfingerin startet für die LG Steinlach-Zollern.
Sandrina Sprengel, Nachwuchstalent im Dress der LG Steinlach-Zollern, hat in dieser Saison einen gewaltigen Leistungssprung gemacht. Sie hat sich in der deutschen Spitze ihres Jugendalters U16 etabliert. Die 15-Jährige besucht das Quenstedt-Gymnasium in Mössingen, hat zwei ältere Brüder, ist in Grosselfingen aufgewachsen und lebt dort mit ihrer Familie.
Vier Medaillen bei deutschen Titelkämpfen
In diesem Jahr gewann sie vier Medaillen bei deutschen Titelkämpfen (ein Mal Gold, ein Mal Silber, zwei Mal Bronze), eine Gold- und zwei Silbermedaillen bei den Süddeutschen sowie insgesamt sechs Goldmedaillen bei Württembergischen Meisterschaften. Zudem stellte Sandrina Sprengel zwei baden-württembergische Rekorde über 300 Meter Hürden und im Siebenkampf auf. Ihre aktuell stärksten Einzelbestleistungen lauten dabei: 80 Meter Hürden (11,67 Sekunden), 300 Meter Hürden (43,95 Sekunden), Weitsprung (5,83 Meter), Hochsprung (1,68 Meter).
Sport ist immer auch eine Kopfsache
Bereits im Grundschulalter holte sie sich Ehrenurkunden bei Bundesjugendspielen, siegte bei ersten Leichtathletikwettkämpfen vor allem im Sprint und erzielte dabei sehr schnelle Zeiten, die ihr auf Bundesebene einen der vorderen Ränge in den entsprechenden Jahrgangsdatenbanken einbrachten. Zudem spielte sie in dieser Zeit noch zusammen mit den Jungs Fußball in Grosselfingen. Einem dem dieses besondere Talent gleich aufgefallen ist, war ihr Sportlehrer Gerhard Frommer, bekannt hier in der Region als „Mister Tennis“ beim TC Hechingen.
Die junge Grosselfingerin begann bei der TSG Balingen, wechselte dann aber nach einem Jahr als Neunjährige zur LG Steinlach, weil sie dort ideale Trainingsbedingungen vorfand. Welches Talent sie mitbrachte, mussten schnell auch die Jungs im Verein erkennen. Denn selbst die, die ein oder zwei Jahre älter waren, zogen bei Sprintduellen im Training meist den Kürzeren. So mancher drückte sich fortan um Duelle mit dem schnellen Mädchen, um sich nicht zu blamieren.
Bei den U14 holte sich Sandrina Sprengel in den Jahren 2016 und 2017 erstmals württembergische Meisterehren im Vierkampf, obwohl der Jahrgang 2004 in Württemberg ein außergewöhnlich starker ist, der auch auf Bundesebene dominiert. Nachdem Sprengel im Vorjahr noch etwas hinter den körperlich schon recht weit entwickelten Mitstreiterinnen aus Württemberg lag, hat die 1,76 Meter große Siebenkämpferin von den internen Trainerwechseln innerhalb der LG zur Jahresmitte 2018 profitiert. Sprengel schwärmt vom Training unter den Fittichen von Tim Holzapfel, Niklas Kretschmer, Martin Grundmann sowie dem Landestrainer-Mehrkampf am Olympiastützpunkt in Stuttgart. Dazu kam noch Training mit einem Mentalcoach, weil sich Sport oftmals auch im Kopf entscheidet.
Doch wie viel Aufwand steckt dahinter?
Ihre herausragenden Ergebnisse hatte Sandrina Sprengel in diesem Jahr bei den deutschen Einzelmeisterschaften der Jugend U16. Dort holte sie sich den Deutschen Meistertitel über 300 Meter Hürden mit baden-württembergischen Rekord von 43,95 Sekunden sowie die Bronzemedaille beim Weitsprung. Bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften erzielte sie im Siebenkampf nach einem phantastischen Wettkampf mit 4062 Punkten ebenfalls einen baden-württembergischen Rekord und holte sich damit die Silbermedaille. Selbst zum deutschen Rekord fehlten ihr nur 40 Punkte.
Im Herbst 2017 kam Sprengel als damals 13-Jährige erstmals in den württembergischen Kader. In diesem Jahr hat sie jetzt die Norm für den Bundeskader im Siebenkampf übertroffen.
Welcher Aufwand steckt hinter solchen Erfolgen? Sandrina Sprengel trainiert immerhin wie die ganze Leistungsgruppe der U16/U18 der LG Steinlach-Zollern fünf Mal in der Woche. In Zeiten des G8 mit häufigem Nachmittagsunterricht erfordert das Pendeln zwischen dem Wohnort Grosselfingen, der Schule mit dem Sportprofil in Mössingen und den Trainingsstätten in Hechingen, Mössingen und auch Stuttgart ein striktes Zeitmanagement. Ohne die Unterstützung der Eltern geht das nicht, weil es nicht nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen wäre.
Glücklicherweise leidet die Schule unter ihrem sportlichem Engagement nicht. Die 15-Jährige bringt immer wieder sehr erfreuliche Zeugnisse nach Hause. Ganz offensichtlich hat sie Eigenschaften mitbekommen, die Leistungssport und Schule sehr gut unter einen Hut bringen lassen. Sandrina Sprengel ist ausgesprochen ehrgeizig, zielstrebig, fleißig und ausdauernd – dabei aber auch sehr gewissenhaft. Ihre Trainer loben ihre schnelle Auffassungsgabe und das Bewegungstalent.
Für den Siebenkampf bringt sie optimale Voraussetzungen mit. Im Gegensatz zu vielen Mädchen kann sie sehr gut werfen und hat auch genug Ausdauer für die längeren 800 Meter.
Uroma mit Olympiaqualifikation
Bei der Suche nach den Wurzeln dieses Talents stößt man auf die Urgroßmutter mütterlicherseits, die auch sehr sportlich im Turnen und der Leichtathletik war. In ihrer aktiven Zeit hatte sie sogar einmal die Olympiaqualifikation geschafft. Ihre Urenkelin ist immer mit viel Spaß und guter Laune beim Training dabei. Man muss sie im Training nicht extra motivieren, sondern eher mal bremsen, loben ihre Trainer. Am Siebenkampf hat die junge Grosselfingerin besonderen Freude gefunden, weil sich das Training so abwechslungsreich gestaltet. Eine Lieblingsdisziplin gibt es dennoch. Am liebsten ist ihr der Weitsprung: „der liegt mir einfach am besten“.
Seit zwei Jahren startet Sprengel nun bei Siebenkampf-Wettbewerben und hat den kollegialen Umgang der Wettkämpferinnen untereinander schätzen gelernt. Obwohl sie bei Meisterschaften Konkurrentinnen um den Sieg sind, wächst man über die zwei Tage auf engsten Raum im Stadion doch zusammen, unterstützt sich gegenseitig sogar und achtet die Mitstreiterinnen. Schön war in diesem Sinne auch, bei den deutschen Titelkämpfen unlängst in Mainz als Vereinsteam zu starten.
Für andere Gleichaltrige hört sich dies nach viel Verzicht an. Doch für Sandrina Sprengel ist dies ganz offensichtlich Erfüllung. Ihr scheint nichts zu fehlen. „Auch wenn man nach dem Training mitunter ziemlich erschöpft ist, empfindet man eine tiefe Zufriedenheit über das Geschaffte und bekommt den Kopf frei“, schwärmt sie. Für „typische Unternehmungen“ von Gleichaltrigen bleibt da keine große Zeit mehr. Ihr Hobby „Malen“ muss dann immer bis zu den Ferien warten. Um das Zeitmanagement zukünftig noch zu optimieren, wird Sandrina Sprengel nun zum neuen Schuljahr ans Sportinternat nach Stuttgart wechseln. Montag bis Donnerstag kann sie dann vor allem auch im Winter unter optimalen Bedingungen am Olympiastützpunkt trainieren. Um den Draht zur LG Steinlach-Zollern und der hiesigen Trainingsgruppe zu erhalten, wird sie dann freitags nach Hause fahren und am Ende der Woche mit der heimischen Trainingsgruppe zusammen trainieren können.
Hier geht es zum Original-Bericht der Südwest Presse, ein Dankeschön an Ernst Klett für die Freigabe der Veröffentlichung: